SAVE - Schulabgänger­vermittlung

Seit über 20 Jahren untersucht das Arbeitsamt den beruflichen Werdegang der Jugendlichen, die sich nach Abschluss (oder Abbruch) ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Arbeitsuchende eintragen.

Zum einen untersucht das Arbeitsamt den Verbleib aller Jugendlichen, die sich im Laufe eines Jahres als Arbeitsuchende eintragen (und das über fünf Jahre lang nach der ersten Eintragung), zum anderen wird der Verbleib der Abiturienten und Lehrabgänger der Deutschsprachigen Gemeinschaft des letzten verfügbaren Jahres (hier 2022), Stand Ende Oktober des jeweiligen Jahres überprüft.

Die wesentlichen Beobachtungen können wie folgt zusammengefasst werden:

Eintragungen beim Arbeitsamt

In den Jahren 2008 – 2017 lag die Zahl der jugendlichen Schulabgänger, die sich im Laufe eines Jahres beim Arbeitsamt eintragen, mehr oder weniger konstant bei etwa 700 Personen. Seitdem ist diese Zahl deutlich gesunken, um insgesamt -42% zwischen 2017 und 2021.

2021 haben sich nur noch 424 Schulabgänger als Arbeitsuchende eingetragen. Dies dürfte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein:

  • Es erreichen geburtenschwächere Jahrgänge in der Deutschsprachigen Gemeinschaft das Alter von 18-24 Jahren.
  • Seit 2019 müssen sich jugendliche Schulabgänger nicht mehr beim Arbeitsamt eintragen, um weiterhin Anrecht auf Kindergeld zu haben, sofern sie nicht das Alter von 25 Jahren erreicht haben.
  • Bis Ende 2018 mussten Lehrabsolventen sich (mindestens einen Tag) eintragen, um in den Genuss einer Einstellungsförderung kommen zu können. Dies wurde mit der Reform der Zielgruppenförderung abgeschafft, bzw. seit April 2021 müssen schulpflichtige Lehrlinge sich nicht mehr vor Beginn der Ausbildung beim Arbeitsamt eintragen, um (in gewissen Fällen) auf die Förderung Anrecht zu haben.
     

Damit entfällt ein Anreiz zur Eintragung beim Arbeitsamt für diese Gruppen. Vor allem durch die Änderung in Bezug auf das Kindergeld ist ungewiss, ​wie viele Jugendliche sich nicht beim Arbeitsamt eintragen und somit zur Gruppe der nicht erfassten – und damit nicht betreuten - NEETs hinzustoßen.

Als NEETs bezeichnet man Jugendliche, die weder eine Beschäftigung ausüben noch eine Ausbildung absolvieren.

Von den 424 eingetragenen Jugendlichen des Jahres 2021 verfügten rund 26% (d.h. 109 Personen) höchstens über einen Primarschulabschluss oder das Abschlusszeugnis der Unterstufe und gelten dadurch als niedrigqualifiziert bzw. als Schulabbrecher. Hingegen hatten 54% einen Lehr- oder Abiturabschluss und 21% einen Hochschul- oder Universitätsabschluss. Das bedeutet innerhalb der letzten drei Jahre eine starke Verschiebung hin zu Niedrigqualifizierten (insbesondere im Verhältnis zu den Jugendlichen mit Abitur oder Lehrabschluss, aber auch zu den Hochqualifizierten), parallel zum Rückgang der Eintragungen.

Auch aus der langfristigen Beobachtung heraus ist festzustellen, dass der Anteil der niedrigqualifizierten Jugendlichen an den eingetragenen Schulabgängern - und ihre absolute Zahl - ansteigen, während der Anteil der Hochqualifizierten sinkt. In den letzten drei Jahren gab es starke Schwankungen (insbesondere bei den Abiturienten), aber dessen ungeachtet muss man feststellen, dass der Anteil der Niedrigqualifizierten so hoch ist wie nie zuvor.

Verbleib in Arbeit oder Ausbildung

Schaut man sich den Verbleib dieser Personen an, so stellt man fest, dass 70% der Abgänger 2021 im Laufe des ersten Jahres (sprich bis November 2022) eine Arbeit gefunden haben und knapp 22% wieder eine Ausbildung oder ein Studium aufgenommen haben. Dies ergibt eine Gesamt-Integrationsquote von knapp 92%. Auffällig war in den letzten 10 Jahren eine Tendenz zur Wiederaufnahme eines weiterführenden Studiums oder einer anderen Ausbildung nach der Eintragung, während die unmittelbare Vermittlung in Arbeit abgenommen hat. Für die Abgänger der Jahre 2019 und 2020 war diese Tendenz nochmals verstärkt festzustellen, was auch an der Corona-Krise gelegen haben könnte: Es war für Jugendliche zeitweise schwieriger einen Job zu finden, was manche dazu verleitet haben könnte, wieder eine Ausbildung aufzunehmen. Jedenfalls war die Vermittlungsquote in Arbeit so gering und die Ausbildungsaufnahme so hoch wie nie zuvor. Bei den Abgängern des Jahres 2021 sind hingegen die Arbeitsaufnahmen wieder gestiegen und die Übergänge in Ausbildung wieder etwas rückläufig. Positiv zu werten ist, dass der Anteil der eingetragenen Jugendlichen, der im ersten Jahr durchgängig arbeitslos geblieben ist, nur 3% beträgt (ähnlich wie in den Vorjahren).

Auch die längerfristige Beobachtung (Verbleib einer Kohorte von Abgängern während 5 Jahren) zeigt, dass die Integration der Schulabgänger in den Arbeitsmarkt dauerhaft ist: die Vermittlungsquote einer Kohorte in Arbeit steigt von Jahr zu Jahr, und nach 2-3 Jahren ist fast kein Abgänger immer noch arbeitslos gemeldet.

Einfluss des Ausbildungsniveaus

Dass eine abgeschlossene Ausbildung oder Qualifizierung die Integrationschancen stark erhöht, zeigt sich auch an den Verbleibquoten nach Diplom: im Laufe des ersten Jahres nach der Eintragung nehmen rund 90% der Jugendlichen mit Lehrabschluss, Hochschul- oder Unidiplom eine Arbeit auf, bei den Niedrigqualifizierten sind es hingegen deutlich weniger als 50% (Durchschnittszahlen der letzten 10 Jahre). Im Corona-Jahr 2020 hatten es die Niedrigqualifizierten besonders schwierig, in einen Job zu finden, aber in den beiden darauffolgenden Jahren ist ihre Vermittlungsquote auch wieder angestiegen.

Die Vermittlungsquoten der Abiturienten liegen zwischen 45% für das allgemeinbildende Abitur und 79% für das berufliche Abitur. Viele Abiturienten tragen sich allerdings nur vorübergehend im Sommer als Arbeitsuchende ein und beginnen danach wieder eine Ausbildung oder ein Studium: schließt man auch den Übergang in Ausbildung mit ein, so erreichen auch die Abiturienten eine Integrationsquote (d.h. Übergang in Arbeit oder Ausbildung) von über 90%.

Die Dauer bis zur Vermittlung in Arbeit liegt im Durchschnitt bei rund 3 Monaten. Bei den Abgängern des Jahres 2021 liegt die Dauer bei 3,2 Monaten (3,4 im Vorjahr). Auch hier zeigen sich Unterschiede nach Ausbildungsniveau: während die Vermittlung von niedrigqualifizierten Jugendlichen (Primarschulniveau oder Unterstufe Sekundarschule) im Schnitt rund 4,8 Monate dauert, liegt sie bei Personen mit Gesellenabschluss bei nur 1,7 Monaten. Bei Hochschul- und Universitätsabsolventen liegt die Vermittlungsdauer im Schnitt bei 2,2 bzw. 2,9 Monaten.

Gesellen und Abiturienten 2020

In Zusammenarbeit mit dem IAWM beobachtet das Arbeitsamt auch den Verbleib der erfolgreichen Lehrabgänger des aktuellen Jahres: Auch hier ist festzustellen, dass rund 91% der Gesellen im November des jeweiligen Jahres als in Arbeit vermittelt betrachtet werden können Bei den Abgängern von 2022 waren es sogar 98% (von 127 Abgängern aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft). Die höchsten Quoten erreichten im Schnitt der letzten 10 Jahre die Elektroberufe, die Bauberufe, die Werkzeugmechaniker sowie die Büro- und Verkaufsberufe und Gartenbauer mit rund 92-94%. Doch auch in allen anderen Lehrberufen sinkt die Quote nicht unter 80%.

Auch die Abiturienten der Schulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaftverzeichnen hohe Integrationsquoten: Ende Oktober eines jeden Jahres sind rund 92% in Arbeit oder Ausbildung/Studium integriert (Abiturienten 2022: 93%). Von denjenigen, die sich beim Arbeitsamt eintragen, nehmen rund 32% zunächst wieder ein Studium oder eine Ausbildung auf.