Arbeitsmarktentwicklung in Ostbelgien - Viertes Quartal 2023

Der Bericht zur aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarkts im vierten Quartal 2023 enthält Informationen zu den Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien, sowie den Stellenangeboten, die dem Arbeitsamt gemeldet wurden.

Anstieg der Arbeitslosenzahl im vierten Quartal 2023

Ende Dezember 2023 liegt die Zahl der Vollarbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei 2.304 Personen. Damit ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr um etwa 100 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenrate steigt ebenfalls von 5,9% im Vorjahr auf nunmehr 6,1%.

Im Kanton Eupen ist die Arbeitslosenrate mit 8,1% nach wie vor deutlich höher als im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der mit einer Rate von 3,3% nahezu Vollbeschäftigung kennt. Die Arbeitslosenrate der Frauen ist mit 6,2% kaum noch höher als diejenige der Männer (6,1%). Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr betrifft in der Tat vorwiegend Männer.

Im Vergleich zum vierten Quartal des Jahres 2022 ist die Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt um rund +2,5% (oder 57 Personen) gestiegen. Der Anstieg betrifft allerdings nicht die Arbeitslosengeldempfänger, sondern die Gruppe der freiwillig eingetragenen Personen (darunter die Ukraine-Flüchtlinge) und die „sonstigen Arbeitslosen“ (Arbeitslose mit Betriebszuschlag, Personen mit ÖSHZ-Unterstützung, …)

Nur rund 56% der Arbeitslosen Ende Dezember beziehen Arbeitslosengeld. Knapp 18% werden von einem ÖSHZ unterstützt (zuzüglich der Ukraine-Flüchtlinge) und etwa 7% sind Schulabgänger, die noch kein Anrecht auf Unterstützung haben.

Der größte Teil der Arbeitslosen in Ostbelgien, nämlich rund 35%, sind älter als 50 Jahre (und davon die Hälfte sogar älter als 60 Jahre). Der Anteil der 50plusser zeigt allerdings seit dem Jahr 2020 eine leicht sinkende Tendenz.

Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen fällt im Dezember 2023 auf rund 13% und ist damit der geringste Anteil in ganz Belgien.

Gut die Hälfte der Arbeitslosen (50,5%) ist seit mehr als einem Jahr arbeitslos und zählt damit zu den Langzeitarbeitslosen. Nachdem in dieser Gruppe allmählich ein Rückgang festzustellen war, liegt mittlerweile wieder ein Anstieg vor. Dies dürfte v.a. darauf zurückzuführen sein, dass viele der registrierten Ukraine-Flüchtlinge mittlerweile mehr als ein Jahr arbeitslos sind. Die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen ist im vierten Quartal allerdings auch wieder angestiegen.

Sieht man sich die Qualifikationsstruktur an, so stellt man fest, dass 41% der Arbeitslosen niedrig qualifiziert sind, d.h. sie verfügen höchstens über den Abschluss der Unterstufe des Sekundarschulunterrichtes. 15% haben eine Lehre beendet, 26% das Abitur und 17% verfügen über einen Hochschulabschluss. In dieser Statistik wird kein Unterschied zwischen belgischen oder ausländischen Abschlüssen gemacht, d.h. auch nicht formal in Belgien anerkannte ausländische Abschlüsse werden wie inländische Abschlüsse gezählt.

Noch deutlicher als in der DG sind im vierten Quartal 2023 die Arbeitslosenzahlen in den anderen belgischen Regionen angestiegen. Den höchsten Anstieg hat wiederum Flandern gekannt (+15,1%), wobei dieser zu einem großen Teil auf zuvor nicht berufsaktive Personen zurückzuführen ist (freie Arbeitsuchende, vom ÖSHZ eingetragene Personen und Langzeitkranke), sowie auch dort auf Personen mit Migrationshintergrund (u.a. die ukrainischen Flüchtlinge). In der Wallonie beläuft sich der Anstieg auf 5,7%. Insgesamt liegt ein Anstieg in Belgien um +9,0% auf Quartalsbasis vor.

Die Arbeitslosenrate ist im Dezember 2023 in Brüssel mit 16,8% nach wie vor am höchsten, gefolgt von der Wallonie mit 14,2% und schließlich Flandern mit 6,6% und der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit 6,1%. Allerdings werden in Flandern im Gegensatz zu den anderen Regionen auch die Arbeitsuchenden in Ausbildung mit zur Arbeitslosigkeit gezählt. Dies ergibt für Belgien insgesamt eine durchschnittliche Quote von etwa 9,9% [1].

Rückläufige Zahl der Stellenangebote

Ein Indiz für die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist auch die Zahl der beim Arbeitsamt aufgegebenen offenen Stellen. Auch wenn nicht alle Stellenangebote dem Arbeitsamt gemeldet werden, spiegelt diese Zahl die konjunkturelle Entwicklung zumeist recht gut wider. So wurden im vierten Quartal 2023 dem Arbeitsamt nur noch 248 offene Stellen gemeldet (ohne Interim-Stellen), davon 87% von ostbelgischen Betrieben. Dies ist ein Rückgang um -17% im Vergleich zum Vorjahr. Über das gesamte Jahr 2023 gesehen, liegt ein Rückgang um -14% zum Jahr 2022 vor.


[1] Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten muss man berücksichtigen, dass die Erfassungsmethoden je nach Region abweichen können. Nähere Erläuterungen zu den methodologischen Unterschieden finden Sie in den Downloads.

Downloads

Q4-2023 Pressetext Arbeitsmarktentwicklung

Arbeitsmarkt-Info Q3-2023 - Tabellen und Grafiken

Methodologische Unterschiede zwischen den Regionen