Arbeitsmarktentwicklung in Ostbelgien - Erstes Quartal 2023

Der Bericht zur aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarkts im ersten Quartal 2023 enthält Informationen zu den Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien, sowie den Stellenangeboten, die dem Arbeitsamt gemeldet wurden.

Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit

Zum Ende des ersten Quartals 2023 liegt die Zahl der Vollarbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei 2.300 Personen. Dies entspricht einer Arbeitslosenrate von 6,1%.

Die Arbeitslosenrate der Frauen ist mit 6,4% etwas höher als diejenige der Männer mit 5,9%. Im Kanton Eupen ist die Arbeitslosenrate mit 8,2% mehr als doppelt so hoch wie im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der mit einer Rate von 3,0% nach wie vor nahezu Vollbeschäftigung kennt.

Im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2022 ist die Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft um rund +6% (oder 132 Personen) angestiegen. Der Hauptgrund dieses Anstiegs liegt in der Eintragung der ukrainischen Flüchtlinge, die sich seit Mai letzten Jahres arbeitsuchend melden können. Derzeit handelt es sich um rund 120 Personen.

Nur knapp 60% der Arbeitslosen beziehen Arbeitslosengeld. Etwa 18% werden von einem ÖSHZ unterstützt (zuzüglich eines Teils der Ukraine-Flüchtlinge) und 6,5% sind Schulabgänger, die noch kein Anrecht auf Unterstützung haben.

Der größte Teil der Arbeitslosen in Ostbelgien, nämlich rund 37%, sind älter als 50 Jahre. Danach kommen die 30-39-Jährigen mit einem 22%-Anteil und die 40-49-Jährigen mit 19%. Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen sinkt seit Jahren und erreicht auch im März 2023 nur 12%.

Etwa die Hälfte der Arbeitslosen ist seit mehr als einem Jahr arbeitslos und zählt damit zu den Langzeitarbeitslosen. Allerdings ist hier jetzt allmählich ein Rückgang festzustellen und Zahl und Anteil der Langzeitarbeitslosen beginnen zu sinken, da aufgrund der guten Arbeitsmarktlage weniger Arbeitslose in die Langzeitarbeitslosigkeit übergehen.

Schaut man sich die Qualifikationsstruktur an, so stellt man fest, dass rund 41% der Arbeitslosen niedrig qualifiziert sind, d.h. sie verfügen höchstens über den Abschluss der Unterstufe des Sekundarschulunterrichtes. 15% haben eine Lehre absolviert, 25% das Abitur und 16% verfügen über einen Hochschulabschluss. In dieser Statistik wird kein Unterschied zwischen belgischen oder ausländischen Abschlüssen gemacht, d.h. auch nicht formal in Belgien anerkannte ausländische Abschlüsse werden wie inländische Abschlüsse gezählt.

Auch in den anderen belgischen Regionen ist die Zahl der Arbeitslosen im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Den stärksten Anstieg hat die Wallonie gekannt (+9,6%), wobei dies zu einem großen Teil auf veränderte Eintragungsmodalitäten zurückzuführen ist. Der VDAB führt den Anstieg auch zum großen Teil auf die ukrainischen Flüchtlinge (neben anderen Migrantengruppen) zurück.  Insgesamt ist der Anstieg in Belgien mit +6,1% auf Quartalsbasis etwa gleich hoch wie in der DG.

Die Arbeitslosenrate ist im März 2023 in Brüssel mit 16,3% nach wie vor am höchsten, gefolgt von der Wallonie mit 13,8% und schließlich Flandern und die Deutschsprachige Gemeinschaft mit rund 6,1% (wobei Flandern mittlerweile auch die Arbeitsuchenden in Ausbildung mit zur Arbeitslosigkeit zählt). Dies ergibt für Belgien insgesamt eine durchschnittliche Quote von etwa 9,4% [1].

Rückläufige Zahl der Stellenangebote

Ein Indiz für die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist auch die Zahl der beim Arbeitsamt aufgegebenen offenen Stellen. Auch wenn nicht alle offenen Stellen dem Arbeitsamt gemeldet werden, spiegelt diese Zahl die konjunkturelle Entwicklung zumeist recht gut wider. So wurden im ersten Quartal 2023 dem Arbeitsamt 339 offene Stellen gemeldet, davon drei Viertel von ostbelgischen Betrieben. Dies ist ein Rückgang um -4% im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt die Zahl zwar noch auf einem recht hohen Niveau, erreicht aber nicht mehr ganz das Level der Vor-Corona-Jahre.

Sowohl die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen als auch der Stellenangebote deuten also auf eine allmählich etwas rückläufige Entwicklung der Konjunktur in Ostbelgien hin, auch wenn das Beschäftigungsniveau nach wie vor sehr hoch bleibt. Diese Entwicklung entspricht auch den makroökonomischen Prognosen für Belgien für 2023, die von einer konjunkturellen Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt ausgingen, angesichts der Folgen des Ukrainekrieges, der Energiekrise und der hohen Inflation, während gleichzeitig der wirtschaftliche Aufholeffekt nach der Corona-Krise allmählich nachlässt.

 


[1] Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten muss man berücksichtigen, dass die Erfassungsmethoden je nach Region abweichen können. Nähere Erläuterungen zu den methodologischen Unterschieden finden Sie in den Downloads.

 

Downloads

Q1-2023 Pressetext Arbeitsmarktentwicklung

Arbeitsmarkt-Info Q1-2023 - Tabellen und Grafiken

Methodologische Unterschiede zwischen den Regionen