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Arbeitsmarktstatistik

Teilzeitarbeit in der DG besonders beliebt

Teilzeitjobs bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten und Herausforderungen. Wie sieht es damit in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aus?

Weniger arbeiten, mehr leben?

Teilzeitjobs bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten und Herausforderungen. Aktuell diskutierte Themen wie die 4-Tage-Woche, Work-Life-Balance, Flexi-Jobs, Generationenwandel oder die Folgen der Corona-Krise auf der einen Seite, und das Dauerthema Arbeitskräftemangel auf der anderen Seite, stehen auch immer im Zusammenhang mit dem Thema der Arbeitszeitdauer der Beschäftigten. Gibt es, trotz Arbeitskräftemangel, einen großen Trend zu mehr Freizeit? Und wie sieht es damit speziell in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aus?

Zum Stand Juni 2022 waren 43% der ostbelgischen Arbeitnehmer als Teilzeitbeschäftigte gemeldet. Dabei sind es nach wie vor hauptsächlich die Frauen, die in Teilzeit arbeiten: 70% der Arbeitnehmerinnen sind Teilzeitbeschäftigte, aber nur 17% der Männer. Allerdings liegt auch bei den Männern eine starke Entwicklung vor, denn vor 20 Jahren lag dieser Anteil bei nur 8%. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Teilzeit arbeitenden Männer auf dem ostbelgischen Arbeitsmarkt um +29% gestiegen, während die Zahl der Vollzeit arbeitenden Männer um -8% gesunken ist.

Hingegen ist bei den Frauen zwar die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um +10% gestiegen, aber auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten hat in diesem Zeitraum um +3% zugelegt. Dies ist mit der steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen insgesamt zu verbinden.

70% der Arbeitnehmerinnen in Ostbelgien arbeiten in Teilzeit

Verglichen mit den anderen Regionen sind aber die ostbelgischen Frauen mit 70% viel öfter in Teilzeitjobs zu finden: im belgischen Durchschnitt sind nur 51% der Arbeitnehmerinnen teilzeitbeschäftigt, in Brüssel sogar nur 40%.

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung steigt in allen Regionen mit zunehmendem Alter, aber hier ist zu beobachten, dass die ostbelgischen Frauen schon sehr früh in Teilzeit arbeiten: schon bei den 30-34jährigen wird ein Prozentsatz von fast 70% erreicht.

Ein Erklärungsansatz für den hohen Teilzeitanteil – insbesondere bei den Frauen – liegt in der Familiensituation: den höchsten Teilzeitanteil mit 77% weisen im Paar lebende Frauen mit Kindern auf. Alleinerziehende Mütter arbeiten zu 66% in Teilzeit, alleinerziehende Väter hingegen nur zu 16%. Ohnehin hat die Präsenz von Kindern im Haushalt kaum Einfluss auf die Tatsache, ob ein Mann in Teilzeit arbeitet oder nicht, hier spielt vorwiegend das Alter eine Rolle.

Bei den Frauen hingegen trägt gerade die Präsenz von Kindern im Haushalt dazu bei, dass Frauen in Ostbelgien noch systematischer auf Teilzeitarbeit zurückgreifen als im übrigen Land.

Ob und inwiefern die Teilzeitarbeit gewünscht oder unfreiwillig ist, lässt sich anhand dieser Zahlen jedoch nicht ableiten. Eine Untersuchung der ULB Brüssel (2020) kommt zu dem Schluss, dass Frauen nicht allein aufgrund ihres Wunsches nach einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben häufiger Teilzeit arbeiten als Männer. Tatsächlich lässt sich ein großer Teil der Inanspruchnahme von Teilzeitarbeit auch durch die Struktur des Arbeitsangebots (Art der angebotenen Stellen, Arbeitsbedingungen, Stundenpläne, …) erklären. Und hier sind die Realitäten je nach Branche und Tätigkeit sehr unterschiedlich.

Wo arbeiten die Teilzeitbeschäftigten?

Tatsächlich hat die Teilzeitbeschäftigung je nach Wirtschaftszweig ein sehr unterschiedliches Gewicht. Den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Ostbelgien findet man im Unterrichtswesen (74%) und im Gesundheits- und Sozialwesen (70%). Danach folgen die sonstigen Dienstleistungen (darunter die Beschäftigten im System der Dienstleistungsschecks) mit 60% und der Horeca-Sektor mit 57%. Im Horeca-Sektor sind allerdings weitere 7% der Beschäftigten über sonstige Vertragsformen beschäftigt (Interim, Flexi-Jobs, …).

Am anderen Ende des Spektrums finden sich Branchen, in denen Teilzeitarbeit eher unüblich ist: das Baugewerbe mit 10%, das verarbeitende Gewerbe mit 19% oder auch der Transportsektor mit 23%. Dies sind zugleich Sektoren mit sehr wenigen weiblichen Beschäftigten.

Die meisten Teilzeitbeschäftigten arbeiten 4/5

Teilzeitbeschäftigung ist im Übrigen nicht gleichzusetzen mit Halbzeitjobs: Die beliebteste Formel ist die 4/5-Beschäftigung, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. So sind es 48% der Teilzeitbeschäftigten aus der DG, die zwischen 56-95% einer Vollzeitbeschäftigung leisten. Allerdings sind es landesweit sogar 62%, die in diesem Umfang beschäftigt sind. Auf der anderen Seite arbeiten 43% der Teilzeitbeschäftigten in der DG halbzeitig oder weniger, während dies belgienweit nur 27% sind. Somit ist in der DG theoretisch noch ein größeres Arbeitskräftepotential bei den Teilzeitbeschäftigten vorhanden, auch wenn im Vergleich zu 2010 der Umfang der Teilzeitbeschäftigung in der DG bei beiden Geschlechtern schon merklich zugenommen hat.

Hinweis zu den Quellen: Hauptquelle für diese Thema sind die trimestriellen Angaben der Arbeitgeber beim Landesamt für Sozialsicherheit (LSS) und das Datawarehouse der BCSS. Daher sind die Selbständigen und auch die Auspendler ins Ausland in diesen Auswertungen nicht inbegriffen.

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Q1-2024 Pressetext Teilzeitarbeit