Mikrobiologe/-biologin

Der Einfachheit halber verwenden wir in unserer Beschreibung die männliche Form, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

Berufsbeschreibung

Der Mikrobiologe ist ein Biologe, der sich auf Mikroben, wissenschaftlich als Mikroorganismen bezeichnet, spezialisiert hat: Viren, Hefen, Schimmelpilze und Pilze, Bakterien, mikroskopische Algen usw. Diese sind in allen Umgebungen vorhanden: im Boden, in der Luft, im Wasser, im Inneren unseres Körpers usw. Sie sind nicht alle gefährlich und einige sind für unsere Vitalfunktionen, z.B. für die Verdauung (Darmflora), unerlässlich. Der Mikrobiologe beschäftigt sich mit der Struktur, der Funktionsweise, dem Stoffwechsel, der genetischen Zusammensetzung, dem Lebensumfeld sowie mit dem industriellen und kommerziellen Potenzial der Mikroben. Indem er die Beziehung der Mikroorganismen untereinander und mit der Umwelt beobachtet, bestimmt er ihre Wirkung und ihre Fortpflanzungsweise. Er ist auch an den positiven und/oder schädlichen Auswirkungen interessiert, die sie auf die Gesundheit und die Umwelt haben können. Darüber hinaus versucht er, der Ausbreitung schädlicher Mikroorganismen entgegenzuwirken, indem ihre Fähigkeit zur Übertragung von Krankheiten auf Menschen, Tiere und Pflanzen untersucht.

Seine Arbeit besteht in der Durchführung von Analysen und Experimenten im Labor mit Hilfe von Präzisionsinstrumenten wie einem Mikroskop. Er verwendet Techniken wie die Isolierung: Dabei ist er in der Lage, einen bestimmten Mikroorganismus zu isolieren, zu charakterisieren und zu identifizieren. In Petrischalen [1] entwickelt er Nährmedien für Bakterien, Hefen usw., mit denen eine Vielzahl von Mikroorganismen gezüchtet werden können. Indem er die Zusammensetzung der Umwelt verändert, kann er ihre Aktivitäten umwandeln, ihr Wachstum regulieren und sogar bestimmte Details ihrer genetischen Struktur verändern, ohne sie zu zerstören. Nachdem er Theorien entwickelt hat, validiert er diese in Abhängigkeit von den Ergebnissen der durchgeführten Experimente.

 

Mikrobiologen sind Spezialisten auf einem bestimmten Forschungsgebiet:

  • Der Bakteriologe ist der Spezialist für (meist einzellige) Bakterien, prokaryotische Organismen (ohne Zellkern). Er versucht, sie zu eliminieren oder zu verwenden, je nachdem, ob sie für die Gesundheit und die Umwelt nützlich oder schädlich sind.
  • Der Immunologe erforscht die Abwehrmechanismen des Körpers (Mensch, Tier oder Pflanze) gegen Viren und Mikroben. Er  arbeitet an der Entwicklung von Behandlungen und Medikamenten, die helfen, sie zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken.
  • Ein Parasitologe untersucht Parasiten, die eukaryotische Mikroorganismen (Mikroorganismen mit einem Zellkern in ihrer Zelle) sind. Es handelt sich dabei nicht um Viren, Bakterien oder Pilze; Parasiten beherbergen einen lebenden Wirt.
  • Der Virologe untersucht Viren und wie diese Krankheiten in Organismen auslösen. Ein Virus ist eine biologische Einheit, die einen Wirt, normalerweise eine Zelle, benötigt, deren Bestandteile es zur Vermehrung verwendet (Influenzavirus, Ebola, AIDS usw.).

Einige Mikrobiologen spezialisieren sich auch auf mikrobielle Genetik, Mykologie (Pilze und mikroskopische Hefen), Algologie (mikroskopische Algen) oder untersuchen die Auswirkungen von Mikroorganismen in Bereichen wie Toxikologie oder Biotechnologie.

Die wissenschaftliche Expertise des Mikrobiologen bezieht sich auf die Analyse, das Management, die Kontrolle, die Auswertung und die Überwachung von Aktivitäten mit Mikroorganismen. So können sie beispielsweise die hygienische Qualität eines Verbraucherprodukts sicherstellen und dafür sorgen, dass die Standards der biologischen Sicherheit im Herstellungs- und Verpackungsprozess eingehalten werden. Mikrobiologen werden auch oft aufgefordert, die Ursachen für den Ausbruch von Krankheiten oder Lebensmittelvergiftungen sowie die Mittel zu deren Bekämpfung zu untersuchen. Zudem können sie auch eine Umweltstellungnahme für Behörden oder Unternehmensleiter abgeben und Sensibilisierungsmaßnahmen für die breite Öffentlichkeit organisieren.

Die praktischen Anwendungen der Entdeckungen des Mikrobiologen sind sehr zahlreich. In den Bereichen der Human- und Veterinärmedizin sowie der öffentlichen Gesundheit werden z.B. dank der Forschung über die Immunabwehr große Fortschritte erzielt. In der Landwirtschaft ermöglicht die Mikrobiologie die Entwicklung neuer Düngeverfahren und Behandlungen, die den Einsatz von Pestiziden vermeiden. Die pharmazeutische Industrie braucht Mikrobiologen, um neue Antibiotika, antivirale Mittel und Impfstoffe zu entwickeln. Dasselbe gilt in der chemischen Industrie, zum Beispiel bei der Entwicklung von Kosmetikprodukten. Die Kenntnisse des Mikrobiologen sind auch im Agrar- und Lebensmittelbereich unentbehrlich: Analyse von Lebensmittelverunreinigung, Gärung von Lebensmitteln wie Käse, Joghurt, Wein, Bier, Herstellung von probiotischen Lebensmitteln [2], usw. Schließlich ist der Bereich der Mikrobiologie auch ein entscheidender Faktor für die Erhaltung der Umwelt (Reinigung von Industrie- und Abwasser, Behandlung von industrieller Verschmutzung und Abfällen, Auswirkungen von Bakterien auf Pflanzen und die Meeresumwelt).

Der Mikrobiologe hält seine experimentellen Eingriffe fest und verfasst Berichte und wissenschaftliche Artikel, um die Ergebnisse seiner Forschung zu verbreiten. Auch der wissenschaftliche Austausch spielt eine wichtige Rolle in seiner Tätigkeit: Er nimmt regelmäßig an nationalen und internationalen Konferenzen, Tagungen und Seminaren teil, um sein Wissen zu teilen. Er kann auch das Fach der Mikrobiologie lehren, insbesondere im Zusammenhang mit einer akademischen Karriere an einer Universität.

1] Eine Petrischale ist eine flache, durchsichtige zylindrische Glas- oder Kunststoffschale mit einem Deckel. Sie ist leicht zu handhaben, stapelbar und kostengünstig und wird in der Mikrobiologie zur Kultivierung von Mikroorganismen verwendet.

2] Probiotika sind lebende Mikroorganismen (Bakterien oder Hefen), die, wenn sie bestimmten Nahrungsmitteln wie z.B. Joghurt oder Getreide als Zusatz hinzugegeben werden, eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben.

Kompetenzen & Handlungsfelder

  • Umfassende wissenschaftliche Kenntnisse (Biologie, aber auch Mathematik, Physik und Chemie)
  • Schriftliche und mündliche Kenntnisse in Englisch und möglicherweise in anderen Fremdsprachen
  • Mikroorganismen klassifizieren und isolieren sowie Kulturen anlegen
  • Chemische und biologische Analysen durchführen
  • Untersuchung von Substanzen oder Organismen, die einer Kontamination ausgesetzt sind
  • Kontinuierliche Weiterbildung und Lektüre von Fachliteratur
  • In einem Team arbeiten und dieses eventuell beaufsichtigen
  • Offizielle Berichte oder wissenschaftliche Artikel verfassen können
  • Beobachtungen mündlich und schriftlich mitteilen können
  • Verwendung modernster technischer und computergestützter Ausrüstung
  • Finanzierungen organisieren
  • Sicherheitsvorschriften einhalten
  • Gutes Sehvermögen und die Fähigkeit, Farben voneinander unterscheiden zu können.
     

Soziale Kompetenzen

  • Sorgfalt und Durchsetzungsvermögen
  • Neugierde
  • Organisationsfähigkeit und methodisches Vorgehen
  • Geduld und Ausdauer
  • Vielseitigkeit
  • Genauigkeit und Akribie
  • Analytischer Geist und Sinn für Zusammenhänge
  • Eigenintiative und Autonomie
     

Beruflicher Rahmen

Mikrobiologen sind in einer Vielzahl von Bereichen anzutreffen: öffentliche und private Laboratorien, Krankenhaus- und medizinische Laboratorien, öffentliche Gesundheitsinstitute, Forschungszentren, öffentliche Dienste und Verwaltungen, Forschungs- und Entwicklungslabore und Qualitätskontrolllabore in der pharmazeutischen, chemischen, agrar- und ernährungswissenschaftlichen und der biotechnologischen Industrie, Universitäten, Studien- und Gesundheitsdienste oder Umweltschutzabteilungen, land- und forstwirtschaftliche Betriebe usw.

Der Mikrobiologe arbeitet in der Regel im Team gemeinsam mit anderen Forschern (Biochemiker, Ärzte, Pharmazeuten, Chemiker usw.), Doktoranden, ggf. Ingenieuren und Labortechnikern. Seine Arbeitszeiten sind oft unregelmäßig: Er teilt sie zwischen dem Labor und dem Computer auf und reist darüber hiaus im Rahmen seines Berufes noch ins Ausland, um an wissenschaftlichen Kongressen teilzunehmen. Er muss mit toxischen Substanzen umgehen und kann während seiner Arbeit mit Mikroben in Kontakt kommen, die potenziell gefährlich für seine Gesundheit sind. Ständige Wachsamkeit und das Tragen von Schutzausrüstung sind daher unbedingt notwendig.

Andere Beschreibungen und Ausbildungswege

In der Wallonie / Bruxelles:

  • Siep (Service d'Information sur les Etudes et les Professions): Microbiologiste

In Deutschland:

 


Übersetzung der Berufsbeschreibung des SIEP (Service d'Information sur les Etudes et les Professions)