Sexualwissenschaftler/in

Der Einfachheit halber verwenden wir in unserer Beschreibung die männliche Form, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

Berufsbeschreibung

Der Sexualwissenschaftler führt Beratungen und leistet Informations-, Präventions- und Aufklärungsarbeit über die menschliche Sexualität in ihren biologischen, psychologischen und soziologischen Aspekten.

Er interveniert bei Einzelpersonen oder Paaren im Zusammenhang mit sexuellen Beziehungsstörungen, wie u.a.  Lustprobleme, imaginäre Probleme (Phantasien), Missverständnisse, Erektionsverlust, Schmerzen, Beschwerden, fehlender Orgasmus, Paarprobleme oder Alltagsprobleme, die die Sexualität des Patienten behindern.

In der Beratung wird der Sexualwissenschaftler zunächst eine Anamnese erstellen, d.h. die Geschichte des Patienten anhand von medizinischen Informationen und Informationen über seine Sexualpraktiken und sein Beziehungsleben zurückverfolgen. Er vergewissert sich, dass organische Ursachen bereits durch einen Arzt ausgeschlossen worden sind. Der Sexualwissenschaftler berät Patienten, deren Störungen keinen physischen Ursprung haben. Dennoch kann er diesen Störungen entgegenwirken, wenn diese einen psychologischen Hintergrund haben (Vertrauensverlust, Versagensangst, Änderung von festgefahrenen Verhaltensweisen usw.).

Nach der Anamnese analysiert der Sexualwissenschaftler das Problem, um dem Patienten durch die Mobilisierung verschiedener Ressourcen zu einem besseren Wohlbefinden zu verhelfen. Bei diesen Ressourcen kann es sich u.a. um Einzeltherapie, Paartherapie, Reflexionsübungen, Körperübungen (Entspannung, Atmung, Sophrologie, usw.), erotische Übungen, die zu Hause allein oder zu zweit durchgeführt werden können, allgemeine Sexualitätberatung oder Kommunikationsarbeit handeln.

Im Allgemeinen ist er bemüht, Konfliktsituationen zu entschärfen, die Partner von Schuldgefühlen zu befreien, schlechte Gewohnheiten zu beseitigen und die Verbindung zwischen technischer Seite (Funktionsfähigkeit der Geschlechtsorgane) und der Beziehungsseite (Vergnügen, Liebesgefühl) wieder herzustellen.

Der Sexualwissenschaftler interveniert auch bei allgemeinen Fragen zur Sexualität, wie u.a. Aufklärungsarbeit, Fragen zur Normalität, Fragen zur sexuellen Orientierung und zum Geschlecht, Abweichungen, Vermeidung von Sexualkrankheiten oder Informationen über Verhütungsmethoden.

Diese Maßnahmen können in Einzelberatungen, aber auch in Gruppenaktivitäten oder Informationskonferenzen für Eltern, Jugendliche, Pädagogen usw. stattfinden. Der Sexualwissenschaftler beteiligt sich an der Konzeption, Umsetzung und Evaluierung von Programmen zur Sexualerziehung und Prävention. Er analysiert und formuliert sexuelle Probleme, um sein Wissen professionell weiterzugeben.

Neben allgemeinen Fragen zur Sexualität und zu Beziehungsstörungen ist der Sexualwissenschaftler der Ansprechpartner angesichts von Schwierigkeiten wie Schüchternheit, Komplexen oder Ekel in Bezug auf den eigenen Körper, bzw. den Körper des anderen, aber auch bei der Einschätzung der von den Eltern vermittelten Sexualerziehung, bei der Bewältigung eines Traumas wie einer Abtreibung oder Vergewaltigung.

Kompetenzen & Handlungsfelder

  • Gewährleistung der Entfaltung der Sexualität
  • Rahmenbedingungen festlegen
  • Aufbau eines Vertrauensverhältnisses
  • Veränderungsprozess anregen und vorantreiben
  • Kenntnis der physiologischen, psychologischen und soziologischen Aspekte der Sexualität
  • Kontinuierliche Erweiterung der praktischen und theoretischen Kenntnisse
  • Leitung einer Gruppe
  • Wissensvermittlung
  • Respekt der Privatsphäre des Patienten
  • Durchführung von Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen
  • Förderung des Verantwortungsbewusstseins
  • Respekt des Ethik-Kodexes
     

Soziale Kompetenzen

  • Zuhören können
  • Diskretion
  • Kontakt- und Kommunikationssinn
  • Aufgeschlossenheit
  • Leidenschaft für menschliche Beziehungen
  • Vorsicht
  • Einfühlungsvermögen
  • Integrität
  • Kreativität
     

Beruflicher Rahmen

Der Sexualwissenschaftler ist sowohl als Angestellter als auch als Selbständiger tätig. Er berät Einzelpersonen, Paare oder Gruppen jeden Alters und Hintergrunds. Er steht in ständigem Dialog mit Kollegen und Ärzten, an die er seine Patienten bei Bedarf verweisen kann.   

Er hat einen variablen Stundenplan, je nach Verfügbarkeit seiner Patienten.

Anforderungen

Der Zugang zum Beruf des Sexualwissenschaftlers ist in Belgien noch nicht geregelt. Es wird empfohlen, vor der Spezialisierung auf die Sexualwissenschaft, ein anderes anerkanntes Diplom für Gesundheitsberufe anzustreben.

Andere Beschreibungen und Ausbildungswege

In der Wallonie / Bruxelles:

  • Siep (Service d'Information sur les Etudes et les Professions): Sexologue
     

Übersetzung der Berufsbeschreibung des SIEP (Service d'Information sur les Etudes et les Professions)